Hallo zusammen,

bin gerade etwas ratlos und nehme daher gerne eure Expertise in Anspruch, wenn denn jemand eine Idee hat

Folgender Sachverhalt: Habe letztes Jahr an meinem 59er Plymouth Sport Fury den M/C der Bremsanlage ausgetauscht, danach haben wir die Bremsanlage entlüftet und alles lief wunderbar - habe die Bremskraft auch testen lassen.

Nun stand der Wagen in der Garage und mir ist vor einigen Wochen aufgefallen, dass er im Winter Bremsflüssigkeit am rechten Vorderrad verloren hat. Da die Trommelbremszylinder nicht mehr wirklich die neusten waren, entschied ich mich dazu, diese an beiden Vorderachstrommeln auszutauschen. So weit, so gut. Da ich die Trommel hierfür auseinanderbauen musste, habe ich gleich die Chance genutzt, alle Teile ausgiebig zu reinigen.

Dann alles wieder zusammengebaut und den ersten Versuch der Bremsentlüftung mit einem pneumatischen Tool gestartet. Da ich das Gefühl habe, dass dieses aber an der Entlüftungsschraube immer Luft mit einzieht, bin ich zur "traditionellen" Methode übergegangen. Also eine Person am Pedal und ich habe an der Schraube entlüftet und nach jedem Zylinder die Flüssigkeit im M/C kontrolliert und ggf. nachgefüllt. Als ich dann am Ende die Funktion getestet habe, bekam ich keinerlei Druck (und Bremswirkung) auf die Anlage. Folgendes habe ich bereits ausprobiert:
- Pedalpumpen mit abgestelltem Motor -> keinerlei Wiederstand, Pedal lässt sich bis zum Boden durchtreten, auch nach mehrmaligem pumpen
- Pedalpumpen mit laufendem Motor -> ebenfalls kein Wiederstand
Habe den Booster kontrolliert, aber da vor zwei Wochen abgesehen vom Zittern des Bremspedals aufgrund des zu niedrigen Bremsflüssigkeitsstands noch alles bestens funktionierte, glaube ich nicht, dass es ein Vakuumproblem ist
- Zur Kontrolle den Gummischlauch, welcher vom Vakuumreservoir zum Booster verläuft, abgezogen und Zischen vernommen. Scheint also alles zu finktionieren (sehe den Booster auch arbeiten, wenn der Motor läuft)
- Bremslichtschalter funktioniert auch
- System auf Lecks kontrolliert, konnte keine finden, scheint alles dicht

Nun meine Frage, woran es liegen könnte?!? Ich vermute, dass immer noch Luft im System ist. Eine weitere Runde Entlüften könnte ja zumindest nicht schaden, oder?

Vielleicht auch mal die Bremsbacken neu einstellen/prüfen? (obwohl ich nichts verändert habe, habe die Platte mit den Backen nicht auseinandergebaut, sondern nur die Zylinder gewechselt)

Könnte es sein, dass Luft im M/C ist und wenn ja, weiß jemand, wie man diesen entlüftet?

Wäre klasse, wenn jemand vielleicht einen Rat wüsste
Vielen Dank euch!

Zitat von eddie.gordou

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Vielleicht auch mal die Bremsbacken neu einstellen/prüfen? (obwohl ich nichts verändert habe, habe die Platte mit den Backen nicht auseinandergebaut, sondern nur die Zylinder gewechselt)

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Wäre das erste, was ich prüfen würde. Einmal hatte ich alle Bremsbacken auf Innenanschlag und hab beim Bremsen auch ins Leere getreten. Da wird man mal kurz blass, beim Rausfahren aus der Garage. Ist also nicht unmöglich.
Beim Einstellen mach gleich alle vier Räder. Wie das geht, ist in meinem Bremsenthread beschrieben.

Zitat von eddie.gordou

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Nun meine Frage, woran es liegen könnte?!? Ich vermute, dass immer noch Luft im System ist. Eine weitere Runde Entlüften könnte ja zumindest nicht schaden, oder?

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Ich würde erst die Einstellung der Bremsbacken kontrollieren, dann schauen ob sich was verändert hat und wenn ja, wie es sich anfühlt. Falls schwammig, alles entlüften, auch hinten. Und natürlich beim am weitesten vom HBZ entfernten RBZ anfangen.
Falls gar keine Besserung in Sicht ist, siehe ganz unten.

Zitat von eddie.gordou

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Könnte es sein, dass Luft im M/C ist und wenn ja, weiß jemand, wie man diesen entlüftet?

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Wenn du darauf geachtet hast, dass beim Entlüften immer genug Flüssigkeit drin ist und der Wagen gebremst hat, bevor du mit den RBZ angefangen hast, halte ich das für das Unwahrscheinlichste.

Beim Entlüften über die traditionelle Methode besteht folgende Gefahr: Der Kolben im HBZ "poliert" immer nur die Fläche, die im Normalbetrieb dem Pedalweg entspricht. Alles was er nicht poliert, korrodiert mit der Zeit durch die Bremsflüssigkeit. Wie sehr in einem Jahr, kann ich nicht beurteilen.
Beim Entlüften kommst du aber ggf. über den Punkt drüber, den der Kolben normalweise nicht überschreitet und dann rattert er über die korrodierte Oberfläche. Das kann die Dichtungsmanschette beschädigen und die Bremsflüssigkeit matscht im HBZ hin und her, ohne Arbeit zu verrichten. Überlicherweise merkt man aber einen gewissen Gegendruck, der erst langsam schwindet, wenn man das Pedal gedrückt hält. Ein Kumpel von mir hat auf diese Weise letztes Jahr seinen Mercury Cougar in der Garagenwand geparkt. Bis dahin habe ich noch gedacht, 'ach so schlimm wird dieser Effekt schon nicht sein'. Doch.
Also hab auch mal ein Auge auf die Verbindungsstelle zwischen Brake Booster und HBZ.

Hannes, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Mache mich jetzt gleich auf den Weg in die Garage und werde mich erstmal an die Bremsbackeneinstellung begeben. Danach sehen wir weiter...

Der Bremsenthread ist echt klasse! Respekt! Ich hatte ja oben erwähnt, dass ich auch alles bis auf die Nabe runter hatte. Speziell an den Achsteilen und dem Lenkgestänge fand sich eine fast Stein gewordene (und vermutlich einige Jahrzehnte alte) Verbindung aus Öl, Sand, Dreck, Rost und diversen weiteren Komponenten, die unter Einsatz diverser Stahlbürsten und anderer Utensilien nun wieder sauber und glatt erstrahlen. Man kann sogar wieder die Teilenummern lesen

Dabei hatte ich auch inbesonde bei Trommel und Platte das Bedürfnis, alles zu strahlen und neu zu lackieren. Das Vorhaben muss ich aber auf den Winter verlegen, nun ist erstmal wichtig, dass die Bremse funzt. Auch klasse, dass du nochmal explizit auf das Drehmoment der vier Befestigungsschrauben eingegangen bist, werde das gleich nochmal checken! Ich meld mich mal, wie es gelaufen ist!

Freut mich, wenn's hilft, und ich bin gespannt, was bei dir raus kommt.

So, bin zurück und du hattest auf jeden Fall Recht damit, dass es - wie in deinem Fred geschrieben - eine ziemliche Fummelarbeit ist, die Bremsbacken einzustellen.

Naja, habe alle Räder nacheinander abmontiert, vorne nochmal die Trommel geöffnet, um zu sehen, ob die Zylinder auch ihre Arbeit verrichten (siehe Videos in meinem Google Drive):
https://drive.google.com/open?id=0B2PWnH...OTM1OWE4SEowaW8
https://drive.google.com/open?id=0B2PWnH...NVl5aS1OZWl5cnM

Anschließend dann Trommel wieder drauf und im Milimeter-Rhythmus die Backen eingestellt. Musste natürlich zwischendurch immer wieder zum Bremspedal laufen und treten, aber passt schon.

Danach kam der große Moment - Testlauf der Bremse (allerdings ohne große Zuversicht). Ich sollte Lügen gestraft werden, denn die Bremswirkung ist zurück!!! Habe es eben nur kurz in der Garage beim Vorwärts- und Rückwärtsfahren getestet, aber da schien mir alles in Ordnung zu sein. Werde aber nochmals etwas ausgiebiger testen. In jedem Fall schonmal herzlichen Dank für deinen Input, das hat wirklich geholfen!

Du bist echt mutig ohne Trommel auf die Bremse zu treten. Ich gehe davon aus, dass du das mit Gefühl gemacht hast, aber dabei besteht die Gefahr, dass die Kolben aus den Radbremszylindern flutschen und dann hast du richtig den Zonk. Die haben keinen Anschlag und werden nur durch die Federn zurück gehalten bzw. die Bremstrommel, wenn sie drauf ist.
Hast du hinten mit überprüft/eingestellt?

Ja siehste, so ist das, wenn man nach dem Trial & Error-Prinzip arbeitet und aus den eigenen Fehlern lernen muss... Darüber habe ich mir ehrlich gesagt gar keine Gedanken gemacht. Aber die Kolben sitzen da schon recht stramm drin. Na ja, ist ja zum Glück nochmal gut gegangen. Hinten habe ich natürlich auch direkt mit eingestellt!