Ich habe im Titel diesmal auf die Modellbezeichnung „Fury“ o.ä. verzichtet, weil die ursprüngliche Identität gerade bei Filmautos wie Christine manchmal durch diverse Umbauten ein bisschen verloren gegangen ist. In manchen Foren (insbesondere das Forwardlook.net) ist das „Klonen“ nicht so gern gesehen, weil ein Teil der Originalität verloren geht. Das stimmt natürlich. Trotzdem bin ich sehr glücklich mit meinem Wagen. Es ist eben ein Movie-Car, eine Kunstfigur. [cool]
Der Artikel ist aus der „Träume Wagen“, Ausgabe 11/2012. Das Neandertal liegt übrigens nicht bei Dortmund. Übrigens war da noch das alte, unrestaurierte, beige/braune Fury Interieur drin und die Instrumentenbeleuchtung noch nicht grün. Das Interieur ist seit Anfang 2013 rot/schwarz und das Lenkrad seit Anfang 2014 rot/weiß.
Der Text des „Träume Wagen“ Artikels basiert auf einem Bericht, den Christine selbst verfasst hat. Naja nicht ganz. Aber per Morsezeichen mit den Scheinwerfern diktiert! Da der Bericht viel zu lang für ein Magazin war, hat der Redakteur Jens Tanz ihn etwas eingekürzt und sehr unterhaltsam aufbereitet.
Fotos zur Teilrestauration gibt´s hier: https://www.flickr.com/photos/plymmie/sets, insbesondere die Alben „At the shop“, „Engine“, „Do it yourself workshop“, „Trunk & Co.“ und „Interior“.
Folgende Helferlein haben mich maßgeblich unterstützt:
Falls ihr die Muße habt: Hier und exklusiv erstmalig abgedruckt: Die Langfassung inklusive ein paar Filmchen!
"Mein Name ist Christine, getauft nach der Hauptdarstellerin des gleichnamigen Buches von Stephen King und dessen Verfilmung von John Carpenter. Die Geschichte handelt von einem weiblich beseelten, eifersüchtigen 1958 Plymouth Fury, welche gerne mal Leute eigenmächtig aus dem Weg räumt, die sich zwischen sie und ihren Besitzer stellen. Ich sehe zwar nahezu exakt so aus wie das Filmauto, aber ein solches Verhalten habe ich bislang noch nicht an den Tag gelegt! Und ich bin mittlerweile mehr als doppelt so alt wie der Filmstar! Aber ich will mal von Vorne anfangen, denn ich hieß nicht immer schon Christine. Eigentlich habe ich 25 Jahre lang gar keinen weiblichen Namen getragen, weil Stephen King die Geschichte noch gar nicht geschrieben hatte.
Geboren, also vom Fließband einer Chrysler-Fabrik gerollt, bin ich genau am 6. Februar 1958 in Evansville, Indiana, USA. Seinerzeit war ich noch ein rot-weißer Plymouth Savoy als 2-türiges Hardtop Coupé. Eh ich mich versah fand ich mich funkelnagelneu und chromblitzend im Ausstellungsraum von Barker Implement and Motor Company in Lenox / Iowa wieder und wartete auf meinen Erstkäufer. Der ließ in Form eines Mannes namens Adolph Beck nicht lange auf sich warten. Dass er schon 70 Jahre alt war, störte mich nicht weiter. Das versprach gute Pflege, anstatt verheizt zu werden! Adolph Beck ist 1888 in Deutschland geboren, welch Ironie des Schicksals! Er war im Alter von 3 Monaten mit seinen Eltern und seiner Schwester in die USA ausgewandert und ist in Lenox sesshaft geworden. Als er mich gekauft hat, hatte er sich inzwischen zur Ruhe gesetzt. Eines seiner liebsten Hobbies war das Angeln. Jeden Sonntag bei schönem Wetter wurde die Angel eingepackt und zum See rausgefahren. Er fuhr mich bis zu seinem Lebensende 1975. Ich hatte immer einen Garagenplatz und er pflegte mich gut. Es kamen nicht wirklich viele Meilen auf meinen Tacho in all den Jahren, weil Adolph nie lange Strecken mit mir gefahren ist. Witwe Beck konnte nicht mehr viel mit mir anfangen. Ich war ihr zu groß. Deshalb hat sie mich bei einem örtlichen Händler gegen einen Duster in Zahlung gegeben.
Dort hat mich ein Mann namens Todd A. Timmerding gekauft und bis 2006 behalten. Meine Erinnerung an diese Zeit ist lückenhaft. Ich wurde nicht viel gefahren und habe die meiste Zeit herumgestanden. Es muss so um 1990 gewesen sein, als Todd die Idee kam, mich in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Ich musste erfahren, dass meine Jahrgangsmodelle seit 1983 inzwischen zu Buch- und Filmstars geworden waren, welch Ehre! Schockiert war ich allerdings darüber, dass ca. 20 Plymouth für den Film verwendet und bis auf 3 alle zerstört wurden. Aber meine Schwestern und ich haben seitdem wieder sehr an Popularität gewonnen! Und selten waren wir geworden. So sollte ich also auch zu einer Christine werden. Stephen King hat uns als „Plymouth Fury“ in rot-weißer Sonderlackierung und mit 4 Türen beschrieben. Die Sonderlackierung ist korrekt, da es die Furys werkseitig nur in beige gab. Der Plymouth Fury war seinerzeit als 2-türiges Hardtop-Coupé das High-End-Modell mit der besten Ausstattung und dem stärksten Motor. Da hat sich Stephen wohl ein bisschen vertan. Der Regisseur John Carpenter hat es dann in seiner Verfilmung wieder etwas korrigiert, indem er Hardtop Coupés, z.B. das Belvedere-Modell, verwendet hat. Furys waren wohl schwer aufzutreiben und äußerlich sowieso kaum zu unterscheiden. Todd hatte Glück, für meinen Umbau einen stark beschädigten echten Fury aufzutreiben. Dem wurde das komplette Interieur entnommen, die sportlichen „Hockey Stick“ -Seitenzierleisten und die krönenden Stoßstangenecken, genannt „Bumper Wings“. Rot-weiß war ich zwar vorher schon, aber schon wegen der Karosserie-arbeiten an den Seiten wurde eine Neulackierung notwendig. Optisch seitdem ein Fury, fehlen mir bis heute technisch nur noch die Bremskraftverstärker und die Servolenkung. Ich war begeistert von meinem neuen Christine-Outfit und die Leute auch! Verkauft wurde ich erst 2007 wieder und das sogar 2 Mal in einem Jahr. Erst war ich bei den Pitzers, die eine Werkstatt in Amelia betreiben. Dann bin ich über eBay Motors bei einem Mann namens Scott Kraska aus Leominster gelandet, der mit Antiquitäten aus den Weltkriegen handelt. Um meinem alten Motor ein bisschen mehr Leistung zu entlocken, hat mir neue Vierfachvergaser spendiert, eine elektrische Zündanlage und außerdem eine Umrüstung auf Scheibenbremsen für Vorne. Geschichtlich sehr interessiert, hat Scott meine Herkunft recherchiert. Anhand der Fahrgestellnummer konnte er bei Chrysler den Autohändler von 1958 in Erfahrung bringen, an den ich ausgeliefert wurde: Barker Implement and Motor Company in Lenox. Und siehe da: Die gibt es noch! Zwar handeln sie inzwischen mit Traktoren, aber das hat Scott nicht davon abgehalten, mal dort nach mir zu fragen. Tatsächlich haben die mich in ihren Archiven gefunden und konnten mitteilen, dass ein Adolph Beck mich seinerzeit gekauft hat. Unter der angegebenen Adresse hat Scott dann die Familie von Adolph kontaktiert und die Enkel haben ihm einen Brief geschrieben. „Wir können uns noch gut daran erinnern, wie Adolph immer mit seinem rot-weißen Plymouth zum Angeln gefahren ist. Dabei schaute seine Angelrute immer aus dem Fenster raus“ haben sie unter anderem geschrieben. Den Rest habe ich ja schon erzählt! Sie haben ein Foto von Adolph mit beigelegt, wie er mit 2 großen Fischen vor einem offenen Schuppen steht und in dem Schuppen sieht man – mich. Der Kreis hatte sich geschlossen und jetzt wisst ihr auch, warum ich mich an den Erstbesitzer wieder gut erinnern kann! Mit Scott hatte ich viel Spaß, bis er 2010 Geld für sein Dodge Charger Projekt brauchte. So bin ich im Juni 2010 zum zweiten Mal auf eBay Motors gelandet und ein drittes Mal im August, weil mein Mindestpreis nicht erreicht wurde. So billig bin ich nicht zu haben! Im August zeigte sich unter anderem ein Deutscher namens Andy interessiert an meiner Auktion, weil er Scott einige Fragen über mich gestellt hat. Warum er sich gerade für mich ernsthaft interessiert hat? Nun, das hat er mir später erzählt, aber ich will es kurz an dieser Stelle berichten. Andy hat sich schon im Teenageralter für amerikanische Autos, insbesondere der 50er Jahre, begeistert. Er hat Modelle gebaut und gesammelt und auch Christine gelesen und den Film gesehen. Nur sollten noch ca. 20 Jahre vergehen, bis Andy in der Lage sein sollte, ernsthaft mit dem Gedanken zu spielen, sich so ein Auto anzuschaffen.
Das kam ganz plötzlich im Juli 2010, als ihm der 1956er Thunderbird wieder aufgefallen war, der seit 10 Jahren in der Tiefgarage seiner Wohnanlage ein recht trauriges, ungefahrenes und ungepflegtes Dasein fristet. 10 Jahre lang geht man dran vorbei und irgendwann nimmt man es gar nicht mehr wahr. Doch plötzlich – warum auch immer – blieb Andy stehen und eine Idee war geboren! Wem mag das Auto gehören? Warum steht es hier 10 Jahre und niemand kümmert sich? Möchte der Besitzer vielleicht verkaufen? Nach einigen Detektivspielchen hat Andy über die Hausverwaltung den Besitzer ausfindig gemacht. Er entpuppte sich als Sohn eines Wohnungseigentümers, der vor 10 Jahren nach Südafrika ausgewandert war und eine Jazz-Bar in Durban betreibt. Trotz hartnäckiger Verhandlung wollte er seinen T–Bird letztendlich nicht verkaufen und hat bis heute vor, ihn zu sich zu schaffen. Da sieht man´s mal wieder: Es gibt sie doch, die wahre Liebe!
Andy war allerdings etwas enttäuscht und hatte sich in sein Projekt so sehr verbissen, dass er sich gleich im Internet auf die Suche nach etwas Alternativem gemacht hat. Gut erhaltene T-Birds sind selten und sehr teuer! Doch da fiel ihm etwas noch interessanteres wieder ein: Christine! Eine neue Idee war geboren, von der sich Andy nicht mehr so schnell abbringen ließ! Meine Wenigkeit und ein paar andere Alternativen waren relativ schnell in Online-Verkaufsbörsen gefunden, trotz der Seltenheit. Natürlich nur in der USA! Darunter auch 57er Modelle und Viertürer. Aber ich hatte es Andy von den Fotos, dem Coupé-Modell und dem laut Beschreibung guten Zustand von Anfang an besonders angetan.
Aber Andy war nicht risikobereit genug, um ernsthaft mitzubieten auf ein Auto, von dem man nur ein paar schöne ebay-Fotos im richtigen Licht sieht. Andy war misstrauisch. Oder vernünftig, wie man´s sieht. Denn weil er seinerzeit noch nicht viel Ahnung von der Oldtimern hatte, hat er sich einen Berater in seiner Nähe gesucht, der sich mit so etwas auskennt. So hat Andy Wolfgang kennengelernt. Der hat ihn auch eindringlich vor einem „blinden“ Kauf gewarnt, aus Erfahrung. Auch in vielen einschlägigen Foren ist zu lesen, dass man bei Käufen von Oldtimern ganz schön auf die Nase fallen kann. Trotzdem hat Andy diese eine Auktion nicht mehr losgelassen, weil ich mit Abstand die perfekteste Christine zu sein schien, die derzeit im Netz zu finden war. 1958 2-door Hardtop-Coupé in rot/weiß! Also was tun? Rüber fliegen zu Scott? Unwirtschaftlich und keine Zeit mehr bis Auktionsende! Einen unabhängigen Check beauftragen? Das würde gehen, aber auch keine Zeit mehr! Ein paar Tage vergingen und die Auktion beendet. Ein Franzose hatte den Mindestpreis von 30T$ erreicht. Tja, Thema wohl beendet. Doch wie es das Schicksal so will, kam 3 Tage später eine Mail von Scott. Er wusste ja durch Andy´s Fragen, dass er Interesse hatte. Der Franzose hat nichts von sich hören lassen und die Anzahlung nicht geleistet. Also schlug Scott vor, sich außerhalb von eBay zu einigen. Na prima, doch noch Zeit für einen Check! Beauftragt und getan. Ein Mitarbeiter von Carchex ist zu Scott rausgefahren und hat mich gecheckt. Eine Runde gefahren, rundum beguckt und viele Fotos gemacht hat er. Auch von meinen Problemzonen, denn die gibt es ja unweigerlich in meinem Alter! Der Chrom meiner Stoßstangen war nicht mehr der Beste, der Kofferraumboden punktuell durchgerostet und das Interieur stellenweise verschlissen. Das alles hat Andy dann als Report zugeschickt bekommen. Damit ist er zu Wolfgang gegangen und die beiden haben über mich diskutiert. Besondere Mängel, die Scott in seiner eBay Beschreibung verschwiegen hat, waren auch durch den Report nicht festzustellen. Ein ehrlicher Mann, der Scott. Da gibt es auch ganz andere Gesellen! Trotzdem hat Wolfgang natürlich zu Bedenken gegeben, dass auch der einfache Report und die Fotos nicht alles zeigen können, was Probleme bereiten könnte. Auf $28.500 ließ sich Scott noch runterhandeln, dann war Schluss. Nach Abwägen aller Für´s und Wieder´s ließ Andy sein Bauchgefühl entscheiden und der Deal war gelaufen. Ich frage mich, ob so etwas überhaupt nur durch Vernunft entschieden werden kann? Wolfgang hat Andy dann meine Reise nach Deutschland organisiert. Ein paar Tage lang war Andy sehr nervös, weil er Scott den kompletten Betrag vor der Abholung überweisen musste. Aber dann ist ein Transporter eingetroffen und hat mich nach New York zur Übersee-Spedition SCL Rotterdam gebracht. Ein paar Tage später wurde ich in einen Container gesteckt und auf das Frachtschiff MSC Ingrid geladen. Es ging los Richtung Europa. Nach 52 Jahren verließ ich also mein Heimatland! Christine entdeckt die Welt, nach all den Jahren. Es schwankte ein bisschen hin- und her und ich habe etwas Öl gespuckt, aber sonst ist mir nichts passiert. Die Jungs hatten mich gut festgeschnallt und auch im Hafen sehr pfleglich und mit Respekt behandelt. Das läuft auch nicht immer so gut, habe ich mir sagen lassen. 2 Wochen später bin ich in Rotterdam angekommen, wurde zu günstigen Konditionen verzollt und wieder auf einen Transporter geladen. Am 16.10.2010 erreichte ich dann meine erste Heimat in Deutschland und wurde in einer Werkstatt in Leverkusen von meinem neuen Besitzer Andy empfangen. Die Begeisterung war bei allen Anwesenden sehr groß und es wurde eine kleine Begrüßungsparty veranstaltet. Film: Christine´s day of arrival So schien ich doch zu halten, was bisher versprochen wurde. Nur mein Motor hörte sich nach erstem Soundcheck etwas komisch an, das haben die Fachleute sofort festgestellt. Nun ja, ich bekam ein klein bisschen schlechtes Gewissen, weil ich schon länger gemerkt habe, dass da etwas nicht stimmte. Aber ich hatte es immer erfolgreich verdrängt, weil ich ja immer gefahren bin ohne deutlich erkennbare Probleme. Eine Kompressionsmessung hat dann ca. 40% Leistungsverlust gezeigt und als man meine Zylinderköpfe demontiert hatte, konnte man auch sehen warum. Die Zylinderbohrungen waren riefig und rostig, wahrscheinlich weil ich mal lange Zeit gestanden habe. Außerdem waren manche Ventilsitzringe tief eingeschlagen, die Steuerkette zu lose und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Also entschied Andy sich zu einer Motorüberholung. Genug Zeit über den Winter war ja noch da und etwas Geld offenbar auch.
Ein bisschen Schönheitskur sollte auch sein, deshalb hat Andy im Januar neben den notwendigen Kofferraumblechen 2 neu verchromte Stoßstangen und ein neues Interieur, bestehend aus Sitzbezügen, Türverkleidungen und Teppich bestellt. Muss man früh genug machen, da solche Sonderanfertigungen oft mit sehr langen Lieferzeiten verbunden sind. Oft gibt es nur wenige Firmen, die Ersatzteile nachfertigen können. Die haben immer sehr viel zu tun und es kommt zu langen Wartezeiten.
Die Zulassung mit TÜV und H-Kennzeichen war geplant bis April 2010, denn pünktlich zur Saison wollte Andy mich fahren. Die Realität sah jedoch ganz anders aus. Die meiste Zeit habe ich mich gelangweilt und es ist gar nichts mit mir passiert. Im April waren die neuen Stoßstangen probeweise montiert, mein Motor komplett zerlegt und gereinigt und die umfangreiche Ersatzteilbestellung für die Motorüberholung auf den Weg gebracht. Zudem ließen die bestellten und angezahlten Kofferraumbleche auf sich warten. Monatelang reagierte „Bob der Blechmeister“, wie wir ihn dann immer genannt haben, auf keine Mail und keinen Anruf. Er schien verschwunden – mit der Anzahlung. Erst als Andy den Tipp bekam, die örtliche Polizei mal nach ihm zu fragen, kam Bewegung in die Sache. Es ist tatsächlich ein Polizist zu Bob gefahren und hat ihn gefragt, was Sache ist. Da hat er ihm erzählt, das Dach seiner Werkstatt wäre bei dem harten Winter 2010/2011 unter Schneelast eingestürzt und hätte seine Biegemaschinen und sein Büro mit Computer begraben. Über die Polizei wurde dann der Kontakt zu mir wieder hergestellt und Bob versprach, alsbald die Bleche zu fertigen, wenn er sich neu eingerichtet habe. Allerdings vergingen dann wieder ein paar Monate ohne Rückmeldung. Inzwischen hatte Andy einen weiteren Christine Besitzer in Deutschland kennengelernt, der ebenfalls bei Bob bestellt und noch nichts bekommen hatte. Im Juli 2011 ist Bob dann plötzlich mit neuen Blechen auf eBay aufgetaucht. Da haben sich beide zusammengetan und noch einmal eindringlich die Lieferung der bestellten und angezahlten Waren angemahnt. Und siehe da, im August sind die Bleche dann endlich angekommen. Da macht man was mit!
Im Gegensatz zu Andy, der zumindest mit diesen internationalen Handelsproblemen ein bisschen Action mit mir hatte, habe ich mich von Mai bis September wieder nur gelangweilt. Viele Autos kamen in die Werkstatt, wurden repariert und sind wieder raus. Ich stand nur dumm rum. Andy war sauer, dass die Saison fast vorüber war und er nichts von mir hatte. Ende September ist ihm dann der Kragen geplatzt und er hat die Werkstatt gewechselt. Alle Teile eingepackt, mich auf einen Transporter geladen und umgezogen in eine Werkstatt ganz in der Nähe seiner Heimat.
Ab dann ist unter den Fittichen von Werkstattmeister Micha wieder viel passiert. Auch deshalb, weil Andy viel selbst gemacht hat, was das Aufbereiten von Altteilen und Korrosionsschutzarbeiten anging. Alles, was transportabel war, hat er mit nach Hause genommen. Jahrzehntealter öliger Dreck mit dem Spachtel runtergekratzt, dann Drahtbürste, Schleifpapier oder sandstrahlen und jede Menge Bremsenreiniger. Dann POR15 drauf. Geiles Zeug, extrem deckend und hart wie Emaille. Da rostet nix mehr die nächsten 50 Jahre. Zeitweise hat seine Wohnung ausgesehen wie eine Restaurierungs-Werkstatt! Aber wenn man bedenkt, wie viele Stunden man mit solchen effektiven Arbeiten verbringen kann, lohnt es sich allemal. Ölwanne, Ansaugbrücke, Abgaskrümmer, Kettengehäuse, Wasserpumpe, Ventildeckel, Antriebswelle, Hinterachse usw. – nichts blieb schmutzig und rostig. Der Drehmel wurde zu Andys wichtigstem Werkzeug! Zudem ist das Getriebe mit Wandler komplett durch eine Spezialwerkstatt überholt worden, die Felgen gestrahlt und pulverbeschichtet und neue Weißwandreifen lagen auch schon bereit. Zwischenzeitlich kam im Dezember noch eine Hiobsbotschaft vom Motorbauer! Er hatte 2 Risse im Motorblock gefunden, die bis dato unentdeckt geblieben waren. Aber er konnte es schweißen, nochmal Glück gehabt! Im Februar hat dann der Endspurt angefangen. Fleißige Hände machten sich hauptsächlich an meinen rostigen Kofferraum zu schaffen und im Motorraum. Ruck-zuck wurde der Kofferraumboden rausgeschnitten und durch Bob´s hervorragende Bleche ersetzt. Der Motorraum wurde neu lackiert, weil man da ja vorerst auch nicht mehr so gut drankommt, wenn der Motor wieder an seinem Platz ist. Auch Motorbauer Peter legte ordentlich los: Block gebohrt und gehont auf +0,03“. Kolben, Nockenwelle, Ventile, Ventilsitzringe bleifrei, Ventilführungen, Kipphebel- und Wellen, Ölpumpe, Wasserpumpe, elektrische Benzinpumpe – alles neu. Auch neue Pleuls rotieren nun in mir – Racing Pleuls! Warum? Weiß ich auch nicht! Die Meister meinten wahrscheinlich, Andy wolle übern Nürburgring mit mir ballern. Da bin ich ja mal gespannt… Zur optischen Abrundung der Mühe bekam mein Herzstück noch eine goldene Lackierung, wie beim original Fury 350cui Motor „Golden Commando“. Mein etwas maroder Kühler bekam ein neues Netz und Micha hatte die geniale Idee, ihn zur vorsorglichen Vermeidung von Hitzeproblemen zusätzlich mit einem zuschaltbaren Elektrolüfter zu versehen. Damit interessante Vorgeschichten sich passend einreihen können, ist der Lüfter natürlich auch etwas Besonderes: Er stammt aus einem Kadett C, mit dem er Rennen gefahren ist! Nach einem Jahr der Trennung kam am 26.03.2012 dann der Tag der Wiedervereinigung mit meinem Motor. Am 09.05.2012 konnte Andy das erste Mal probeweise den Zündschlüssel drehen. Natürlich bin ich artig angesprungen und habe den Soundcheck problemlos bestanden – ohne Reifenkontakt zum Boden, aus Sicherheitsgründen! Film: Christine´s first start Nach den letzten typischen Anpassungsarbeiten für die deutsche Zulassung konnte dann ein TÜV-Termin in Angriff genommen werden. Doch Andy hat es sich nicht nehmen lassen, die erste richtige Ausfahrt mit einem Kurzkennzeichen vorzuziehen. Film: Christine´s first ride Die Hochzeitsfahrt eines Freundes sollte es sein! Mit stolzgeschwellter, blumen-dekorierter Motorhaube wurde der Tag ehrenvoll und angemessen motorisiert untermalt.
Zuversichtlich machten sich Andy und Micha ein paar Tage später mit mir auf den Weg zum TÜV. Doch dann kam der Schock in der Prüfstelle: Neben kleineren technischen Mängeln, die alle noch am selben Tag behoben waren, wollte der Prüfingenieur doch tatsächlich die Oldtimerabnahme verweigern. Ein Riss im Bezug des Fahrersitzes, ein paar kleine Bläschen an den Schwellern und die „ami-mäßige“ Lackierung in manchen Bereichen legte er tatsächlich als KO-Kriterien aus! Wir waren baff und wenn Andy mich nicht beruhigt hätte, hätte er wahrscheinlich später Blut von meiner Stoßstange wischen können! Die Bläschen sind da, das ist richtig. Aber sie haben sich zumindest seit meiner Ankunft vor 15 Monaten nicht verändert. Eine Hohlraum-Kur mit Mike Sanders war hierzu erst mal geplant. Mein Originallack war Rot und ich bin einmal neu lackiert worden. An der Qualität gibt es nichts auszusetzen, außer dass man bei der Neulackierung Bereiche wie unter den Schwellern ausgespart hatte, die sowieso nicht sichtbar sind. Vielleicht hätte man das in Deutschland anders gemacht, aber ich bin nun mal ein amerikanisches Auto! „Lackierung an den unteren Aufbauflächen unzureichend“ hat er in den Mängelbericht geschrieben. Neue Sitzbezüge und Türverkleidungen hatte Andy bereits im Februar 2011 bestellt – sie sind bis heute noch nicht geliefert worden. Wenn Andy gewusst hätte, dass Kleinigkeiten wie Riss im Sitzbezug ein K.O. Kriterium sein soll, hätte er es vorsorglich ein bisschen geflickt. Abgesehen davon hat er aber zu Recht nicht eingesehen, zu diesem Zeitpunkt aufwendige Karosserie- und Lackierarbeiten zur Beseitigung der aufgezeigten Bagatell-Mängel zu starten und ist kurzerhand zu einer anderen Prüfstelle gefahren. Und siehe da: Keine Probleme! Mit provisorisch geflicktem Interieur, aber ohne Lackier- und Karosseriearbeiten. Geht doch und alle sind glücklich! Bestätigung haben wir inzwischen auch durch ein Wertgutachten erhalten, welches die Note 2+ ausweist. Nun trage ich das ersehnte, deutsche historische Kennzeichen, habe aber das kalifornische, Film-authentische CQB 241 stets als Wechselkennzeichen für Treffen und Ausstellungen im Kofferraum liegen.
Als Unterbringung hat Andy mit viel Glück einen Platz in einer klimatisierten Oldtimergarage in der Nähe gefunden – perfekt! Dort stehe ich nun ganz artig und hoffe, dass Andy viele Ausfahrten bei schönem Wetter mit mir unternimmt. Alleinfahrten habe ich noch nicht geplant. Das musste auch bis jetzt nicht sein, denn bislang habe ich weder einen Grund eifersüchtig zu sein, noch werde ich von Rachegefühlen (an)getrieben. Mit allen Personen, die Andy im Zuge meiner Restauration ein bisschen geärgert haben, hat er sich entweder gütlich geeinigt oder es ist letztendlich von selbst gut ausgegangen. Daher hatte ich noch keinen Bedarf, einzugreifen. Das ist auch gut so, denn die zwangsläufig anschließende Selbstreparatur ist sehr anstrengend und ich bin ja nicht die Jüngste, zumindest meine Seele nicht… So lange Andy ein bisschen Geld und Motivation über hat, möchte ich auf diese Weise gar nicht unterstützen. Ein Auto, das sich selbst restauriert, wäre doch furchtbar langweilig, oder?!"
{oo)==v==(oo}
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Grandiose Geschichte, sinnvollerweise hast Du mit der Aufzählung der weiteren Kosten ab Kaufpreis Schluss gemacht.. Das ist wahre Liebe
Mag mir nicht ausmalen, wie viel Herzblut und Geld in Deinem Traum steckt, ich wechsle ja mit meinem Massenproduzierten Kleinwagen bei den Ersatzteilpreisen die Farbe
Ein faszinierender supertoller BEricht aus Sicht des Autos War ein Genuss, das zu lesen.
(1960 Dodge Dart Seneca 313 cui V8) Wenn ich sterbe, will ich friedlich gehen. So wie mein Großvater im Schlafe ... und nicht laut kreischend wie sein Beifahrer.
Ach du Schreck! Ich habe Christine´s 60. Geburtstag am 06.02.18 verpennt! Ich wusste es muss irgendwann in der 1. Jahreshälfte sein, hab aber nicht rechtzeitig in die Build Card geguckt. Wie kann ich das bloß wieder gut machen bei dem Sensibelchen...?
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Warum die Aufregung? Christine schläft doch noch, sie hat ihren Geburtstag selber verpennt
(1960 Dodge Dart Seneca 313 cui V8) Wenn ich sterbe, will ich friedlich gehen. So wie mein Großvater im Schlafe ... und nicht laut kreischend wie sein Beifahrer.
Nene, sie schläft nicht mehr. Sie war ja schon im Einsatz. Ich an Deiner stelle würde nach Feierabend genau die Umgebung abchecken, wenn Du draußen bist.
Ja, stimmt. Am 17.02. war sie im Einsatz, Fotoshooting inkl. Verfolgungsjagd etc. Ich gehe mal davon aus, dass eine Titelstory in der "American Classics" für den vergessenen Geburtstag entschädigt. Also Nr. 2/2018 schön kaufen Ende März! https://www.oldtimer-markt.de/zeitschrif...Classics-1-2018
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Ab heute im gut sortierten Zeitschriftenhandel. 8 Seiten "Mein böses Mädchen". Ist witzig geworden. Dazu 2 Seiten generelle Infos zu Virgil Exner und dem Forwardlook. Must have! Ich poste die Seiten hier nicht lesbar rein, Copyright.
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The Forwardlook Club Germany
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08.01.2015 21:21
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