Nachdem das MLC Drama so halb verdaut war und ich mich entschlossen hatte den "Christine" Traum nicht aufzugeben machte ich mich wieder auf die Suche nach einem brauchbaren "Project Car". Nach einem Jahr etwa stieß ich auf eine vielversprechende "craiglist" Anzeige. Nachdem das Auto in den verschieden Foren diskutiert wurde habe ich das Auto nur anhand von Bildern gekauft. Da ich sowieso ein Frame Off Restauration geplant kam es ohnehin nur darauf an das der Wagen so komplett wie möglich war. Nach zwei Monaten warten war es soweit: Nach der Bestandsaufnahme im Dezember 2010 konnte es mit der Demontage losgehen. Das Gute war das Auto war bis auf Motor, Getriebe und die Sitzbänke Original und unverbastelt. Lt. Vorbesitzer wurde der Plymouth 1967 wegen eines Motorschadens abgestellt. Es wurde zwar ein anderer Motor samt Getriebe (361CUI von 1960) eingebaut, aber die Arbeiten nie beendet. Mein Vorbesitzer kaufte den Wagen Anfang der 80`Jahre hat aber nie was an dem Auto gemacht. Jetzt war er Mitte 70 und konnte nichts mehr machen (der Herr mit Hut). Das schlechte war das der Plymouth mehr Rost hatte als angenommen: Ein Monat hatte ich gebraucht um die Karosse zu zerlegen, und Mitte Januar 2011 ging es dann zu Strahlen:
Da meine Fähigkeiten als Karosseriebauer leider nur mäßig sind habe ich mich entschlossen die Blecharbeiten auser Haus zu geben. Es gab für mich an der Technik und dem überarbeiten der Kleinteile genug zu tun. Also habe ich begonnen das Fahrgestell zu demontieren, alle Teile wurden gestrahlt und mit POR 15 neu lackiert, Lenker neu gebuchst und neue Gelenke eingesetzt. Brems und Kraftstoffleitung nach den originalen Mustern neu angefertigt. Eine Hürde stellten die Zollschrauben dar, die ich nicht alle neu kaufen konnte, also habe ich alle Schraube gestrahlt die Gewinde und Schraubenköpfe nachgearbeitet und dann gelb verzinkt. So durften alle fast Schrauben wieder an ihren alten Platz zurück:
Als nächstes habe ich mich dann um den Antriebsstrang gekümmert von dem ich nicht genau wusste was mich erwartet. Nach dem zerlegen und reinigen konnte ich anhand der Nummern verstellen das es ein am 24.8.1960 gebauter 361CUI Big Block war, also dem Original L-350 Golden Commando sehr ähnlich. Durch das lange stehen hatte sich starker Rost in den Zylindern gebildet so das ich bis auf das 3 Übermass bohren musste um alle Narben raus zubekommen. Die Kurbelwelle wurde auf Risse geprüft danach poliert und und feingewuchtet. Die Zylinderköpfe wurden durch Neuteile mit etwas größeren Ventilen und Bleifrei tauglichen Sitzringen ersetzt. Nockenwelle ist eine CompCam XE256H die ist für hohes Drehmoment im untern bis mittleren Drehzahlbereich ausgelegt. Gemischaubereitung sind zwei neue 500cfn Edelbrock AVS Vergaser montiert auf einer Original Golden Commando Ansaugbrücke. Zündanlage ist die Kontaklose Mopar Performance mit der Orangenen Box. Um die Golden Commando Optik zu erhalten wurden Luftfilterunterteile angefertigt die auf größeren Edelbrock Vergaser passen. Auch die Zündkabelhalter die es der Form nur 1958 bei den Bigblock´s gab wurden nach original Muster nachgebaut.
Nach dem Motor kam dann folgerichtig das Getriebe an die Reihe. Original war eine Torqueflite (3Gang) verbaut. Bei dem Motorwechsel in den 60ér Jahren wurde auch das Getriebe mit getauscht, das Gute ist das die Komponenten zueinander passen. Das verbaute Getriebe ist ein Torquflite mit einem build code von 1960 und gehörte wohl zum Motor. Nachdem zerlegen kam eine defekte hintere Ölpumpe zum Vorschein, Ursache dafür war ein gebrochener Sicherungsring. Die Teile für das Getriebe habe ich über die Fa. Fatsco bezogen. Sie konnten alles liefern inkl. eine Ölpumpe im Tausch. Danach wurde alles gereinigt lackiert und wieder alle Schrauben aufgearbeitet und verzinkt. Als nächstes kam das Differenzial an die Reihe. Es war das Originale von dem Auto mit einer 3.15:1 Übersetztung. Auch hier gab es neue Lager,Dichtungen und ein frisches Outfit:
Jetzt nachdem alle Fahrwerkskomponenten überholt wurden konnte der schöne Teil beginnen: Alles zusammenbauen
Nachdem das Fahrgestell fertig war habe ich mich mit dem ganzen Kleinkram beschäftigt. Für mich war wichtig das wenn ich schon so ein Aufwand betreibe dann soll nachher aber auch alles funktionieren. Ich habe mir schon genug "Vollrestaurierte Autos" angeschaut für Freunde zum kaufen, meist hat die Hälfte nicht oder nicht richtig funktioniert (wird ja nur im Sommer gefahren) Das wollte ich besser machen, also habe ich einfach alles soweit wie mölich zerlegt gereinigt, lackiert und wieder zusammengebaut. Die meisten Teile waren einfach nur verdreckt und mit verharztem Fett verklebt. Um meine Liebe zu den Details (die nachher Niemand sieht) auszuleben habe ich auch wieder alle Schrauben aufgearbeitet und wieder an ihren alten Platz zurück gebracht. Bremspedal Bock für Powerbrakes Die Fensterheber waren alle total schwergänig, jetzt laufen sie wieder wie am ersten Tag Der Heizungskasten hat nur ein bischen Pappe, Filzstterifen und frische Farbe gebraucht Die Pushbutton unit war etwas fummelig, Die Zahlen und Buchstaben waren stark verwittert, besser ging es nicht. Bin immer noch auf der Suche nach einem besseren Satz. Der Powerbrake Booster musste nur optisch aufgearbeitet werden, der Gummibalg ist Original.
Am Wischermotor kann man gut das alte Fett erkennen. Vor dem Reinigen ist er auf der ersten Stufe bald eingeschlafen, so verharzt war das Fett. Jezt läuft er wie am ersten Tag
Der Spiegel sah schlimmer aus als es war. Nur bei dem Glas hat etwas gedauert bis ich eine Lösung hatte. Die Fa. talking glas bietet Spiegelreparaturen an. Dank an Andy für den Tipp. Leider habe ich kein Bild vom fertigen Spiegel gemacht.
Die Schalter habe ich alle zerlegt gereinigt, die Kontakte gefettet und die Gehäuse verzinkt. Ich dachte das ist besser als ein China Repro.
Mittlerweile ist die erste Große Motivationshilfe eingetroffen. Danke an Michael von Cover Chrom
Hallo Michael, klasse Arbeit,- ja Liebe zum Detail auch wenn die Teile nicht unbedingt alle zu sehen sein werden, aber als Restaurator hat man das gute Gefühl, daß man den Job richtig erledigt hat. Den Fensterkurbelmechanismuß hatte ich auch schon mehrfach in der Hand, hast du die Nieten aufgebohrt, um an die Achsen zu kommen, denn das Teil quasi zusammengebaut zum Galvanizer zu bringen, wäre ja auch Pfusch.
Hallo Tom, ja, ich habe die Nieten aufgebohrt. Darunter ist nur das Zahnrad was den Mechanismus betätigt. Wenn du das Fett gesehen hättest... Oh Mann, das hab ich nicht mal mehr mit dem Fön verflüssigen können. Vernietet habe ich es nach dem verzinken mit ganz normalen Blindnieten. Ein Traum wie die Sachen danach wieder funktionieren. Bei der Pedalerie sieht man den Vorher/Nachher Effekt besonders gut.
Erst mal Danke für die Blumen. Jetzt geht es weiter mit dem wohl Aufwendigsten Teil einer Restauration : DEN KAROSSERIE UND LACKARBEITEN
da es zu aufwendig wäre alle Bilder hier einzufügen gibt es jetzt einen Link in mein Pixum Fotoalbum, da kann man sich in Ruhe die Bilder der Arbeiten als Diashow ansehen. http://www.pixum.de/meine-fotos/album/6661916
Da ich leider nur ein bedingt brauchbarer Karosseriebauer bin habe ich diese Arbeiten auser Haus gegeben. Die Karosse und alle Anbauteile wurde gestrahlt und grundiert. Danach wurden ALLE rostigen Blech ersetzt und zwar so das sämtliche Sicken und Tiefziehfalten wieder so sind wie Original. Die wenigen Hohlräum die nicht geöffnet waren (Dachversteifungen und A-Säule) wurden erst mit Fertan gespült und danach mit einer Hohlraumsonde grundiert. Nachdem alle Blecharbeiten durchgeführt waren habe ich die Karosse noch mal nachgestrahlt und grundiert. Dann ging es zum Lackierer. Die Karosserie war noch im Drehgestell so konnte man perfekt am Unterboden Arbeiten. Er wurde so bearbeitet das man keine Schweißnaht mehr sieht, auser sie war ab Werk. Lackiert wurde erst der Unterboden und die Firewall, danach wurde die Karosse erstmal auf das Fahrgestell gesetzt um beweglicher zu sein. Nun folgte der Finale Lackauftrag Innen und Außen. Die nicht UV gefärdeten Stellen wurden Einschicht lackiert, Außen Zweischicht (Klarlack). Um dem "Christine" Vorbild so nah wie möglich zu sein wurde die Firewall und die Motorhaube innen schwarz seidenmatt, die "Christine" Außenfarbe ist GM Corvette "Spectra Red" von 1983. Da es diese Farbe nicht als Zweischicht Lack gibt hab ich ein Lackmuster machen lassen und dann gesucht bis ich ein perfekt passenden Farbton gefunden der als Zweischicht mischbar ist. Es wurde LY3D "Tornado Rot" von VW. Als Dachfarbe habe ich L90E "Alpinweis" auch von VW gewählt. Diese Farben sind immer nachkaufbar als Spray oder Lackstift. So jetzt viel Spaß beim Bilder schauen
ich glaub ich bin bekloppt, oder mir wäre solch ein Wagen eine, zwei oder sogar drei (Schweißer) Nummern zu groß. Hut ab, vor der unglaublichen Leistung deines Karosseriebauers, - hat er dich eigentlich nicht zuerst vom Hof gejagt bei der Anfrage? Wieviel Stunden er darin versenkt hat, läßt sich nur leise erahnen......Klasse auch, daß nach getaner (Schweißer)Arbeit auch den Boden Standesgemäß verspachtelt wurde. Das ist Detailarbeit in seiner vollsten Blüte -- > die allermeisten Mitbürger auf dieser Welt werden solche Arbeiten nie verstehen, bzw. erst gar nicht merken, daß sie umgesetzt wurden. (Ist ja auch gut so, sie würden uns eh wieder für xxxxx halten, siehe oben)
Schade finde ich, daß die Firewall schwarz ist, verstehe aber das diese Farbe dem Film geschuldet ist, aber nun, - ist nun mal mein persönlicher Geschmack, und das ist auch gut, daß dieser immer eine Individielle Note hat. (In deinem Falle ist die individuelle Note wohl etwas schwerer umsetzbar, da das Filmauto einfach Fact ist)
Tom, mein Karosseriebauer spricht noch mit mir, und nimmt sogar noch Arbeit von mir an:) Es sind etwa 400 Std. in die Blecharbeiten geflossen und 200Std sind für´s Lackieren drauf gegangen. Sieht nachher kein Mensch, aber ich weis es ! Zur Farbwahl gebe ich zu das das Auto in schwarz richtig Klasse aussieht, ich hatte während der Restauration wirklich mal dran gedacht den Plymouth wieder Original aufzubauen, aber "Christine" hat doch gewonnen. Auch wenn viele FL Fans keine rot/weißen 57/58 Plymouth mehr sehen können, finde ich das die Farbkombination trotzdem gut aussieht.
The Forwardlook Club Germany
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18.01.2015 19:56
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